GE-ErftGanztag

Unterrichtsfach „Soziales Lernen“

1Aufbauer statt Fertigmacher

„Wir sind damit fertig, andere fertig zu machen“, so lautet das Thema einer Unterrichtsstunde im 5. Jahrgang, in der es darum geht, die Schüler(innen) für den Umgang miteinander zu sensibilisieren.

Was sind meine Stärken? Wie habe ich zugehört? Wie handle ich verantwortungsvoll? Welche Gefühle bereiten mir Probleme? Wie kann ich mit Wut oder Enttäuschung umgehen? Welche Ziele habe ich? Wie treffe ich die richtigen Entscheidungen?

Das sind nur einige der Fragen, die in der Gesamtschule An der Erft ganz selbstverständlich zum Unterrichtsstoff gehören. Vor einem Jahr wurde das Fach „Soziales Lernen“ in den Klassen 5 und 6 eingeführt und soll bis in die 8. Klasse fortgeführt werden.

Universität Bielefeld & Lions-Club Neuss

Die Klassenlehrer(innen), die das Fach unterrichten, arbeiten mit einem Programm, das in den USA von Quest International entwickelt wurde. Unter der Beratung von Professor Dr. Klaus Hurrelmann hat es die Universität Bielefeld auf deutsche Schulen übertragen und begleitet seine Realisierung wissenschaftlich. Voraussetzung für den Unterricht ist eine dreitägige Fortbildung, die der Lions-Club Neuss sponsert. Dort lernen die Lehrer(innen) das Programm mit dem Namen „Erwachsen werden“ kennen und in handlungsorientierten Sequenzen auf ihren Unterricht anzuwenden.

Interaktiv und kooperativ

Schüler(innen) der 5. Klasse über das Fach „Soziales Lernen“:
„Wir unternehmen was und arbeiten zusammen.“ „Die Rollenspiele machen Spaß.“ „Es wird auch oft gelacht, aber nicht über, sondern miteinander.“ „Ich freu’ mich immer auf die Stunde.“
„Soziales Lernen“ ist kein Fach, in dem frontal oder lehrerzentriert unterrichtet wird.

1Situationsbezogen und modellhaft

„Soziales Lernen“ gelingt in einer offenen, vertrauensvollen und von Teamgeist geprägten Atmosphäre. Meist beginnt der Unterricht im Kreisgespräch: Die Stunde wird gemeinsam geplant, aktuelle Probleme oder Bedürfnisse werden besprochen. Danach werden offene Unterrichtsformen bevorzugt, die Schüler(innen) agieren häufig partnerschaftlich in Gruppen, in denen Handlungen und Gefühl bewusst erlebt und im pädagogischen Rollenspiel ausprobiert werden. Für Jugendliche schwer zu fassende Begriffe, wie zum Beispiel „Selbstvertrauen“, werden an einfachen, einprägsamen Modellen veranschaulicht.

Zur Aktivierung oder Entspannung werden vielfältige „Energizer“ eingesetzt, die bei den Schülerinnen und Schülern besonders beliebt sind.
Am Ende der Stunde blickt man dann noch einmal gemeinsam oder in Gruppen auf das Unterrichtsthema, die Erfahrungen oder Gefühle zurück.

1Persönlichkeits-entwicklung

Sowohl die Unterrichtsinhalte als auch der Unterrichts-prozess verfolgen langfristige Zielsetzungen:

In der Klasse wächst ein Klima des Vertrauens, das die Grundlage dafür bildet, dass Kinder ihre Sorgen und Nöte offen äußern und von ihren Mitschülern Verständnis und Mitgefühl erfahren.

Frau Finke, seit Jahren Klassenlehrerin, stellt auch eine positive Entwicklung bezüglich der Kooperationsbereitschaft fest: „Gruppen- und Partnerarbeit werden angemessener gelöst.“

Schülerorientiert

Der Unterricht orientiert sich an den Erlebnissen, Interessen und Bedürfnissen der Schüler(innen). Im 7. Jahrgang steht zum Beispiel die IKEA-Methode auf dem Programm, mit deren Hilfe die Jugendlichen lernen, mit Gruppendruck richtig umzugehen. „Im Zweifel: Klären – Entscheiden – Alternativen bieten = IKEA“, hinter diesem griffigen Namen verbirgt sich ein Modell, das jedem persönlich helfen kann zu einer eigenen guten Entscheidung zu kommen.

Das Nein-Sagen fällt in der Gruppe besonders schwer und wird von der Clique nur selten toleriert. Die Schüler(innen) der Gesamtschule An der Erft lernen den Druck auszuhalten, eigene Werte und Ziele zu entwickeln und in der Klasse Eigenarten und Wertvorstellungen der Mitschüler(innen) zu akzeptieren. So geschult wird es ihnen auch leichter fallen, den Verführungsversuchen durch Medien, Werbung oder Einzelpersonen zu widerstehen und ihren eigenen Weg in einer pluralistischen Gesellschaft zu gehen.