GE-Erft Projekte und Konzepte

Soziale Projekte

> „Soziales Lernen“ im Unterricht

> Die Erftengel

> Der Schulsanitätsdienst

Zu Besuch an einem Ort der Hoffnung

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Im Rahmen der Projektwoche zum Thema „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ und anlässlich des vor kurzem stattgefundenen Weltflüchtlingstages hat die Klasse 9c der Gesamtschule An der Erft am 26.06.2014 das Asylbewerberheim Haus Christophorus in Neuss besucht. Begleitet von ihrer Klassenlehrerin Frau Bolwin und von Herrn Stallmann wollten die Schülerinnen und Schülern zum einen die Hintergründe besser verstehen, die einen Menschen zwingen, seine Heimat zu verlassen. Zum anderen wollten sie die mit so vielen Vorurteilen versehrte Flüchtlingsproblematik aufgreifen, um im eigenen Alltag auf das wahre Gesicht der Not hinzuweisen.

Betroffen haben die Schülerinnen und Schüler zugehört, als die Leidensgeschichten der im Haus lebenden Asylbewerber, momentan 140 Personen, erzählt wurden. „Stell dir vor, du hättest 10 Minuten Zeit, um alles, was dir wichtig ist zu packen, bevor du gezwungen bist, vermutlich für immer aus deinem Zuhause zu fliehen. Was nimmst du mit?“ fragt Herr Witte, Leiter des Heims. Keine einfache Frage. Eine Antwort darauf kann keiner der Jugendlichen geben. Sie haben sich nie diese Frage stellen müssen. Gott sei Dank. Nur leider kann man sich nicht aussuchen, wo man geboren wird. Heute sind etwa 51,2 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht vor Krieg, Verfolgungen, Hunger. Die Hälfte davon sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahre. Einigen dieser Menschen gelingt es, oft nach einer wochen- oder monatelangen Flucht ums Überleben, in ein Land einzureisen, in dem sie Asyl beantragen können. Von Frau Sheikh, Sozialarbeiterin im Haus, erfahren die Schülerinnen und Schüler aber, dass dies noch lange nicht bedeutet, dass die Flüchtlinge in diesem Land auch bleiben dürfen. So auch hier in Deutschland. Ob dem Asylantrag zugestimmt wird oder nicht – diese Entscheidung hängt von vielen Faktoren ab und kann sich jahrelang hinziehen. Und so leben die Flüchtlinge in Asylheimen, wie hier in Neuss, teilweise zu sechst in einfach eingerichteten Zimmern ohne Hab und Gut. Die Wohnung müssen sie sich oft mit anderen Familien teilen, die sie nicht kennen oder deren Sprache sie nicht verstehen. Das kann schwierig sein. Aber es gibt so viel Positives: Die Menschen im Haus Christophorus haben ein Netzwerk hergestellt – man hilft sich gegenseitig, tauscht untereinander, was man nicht mehr braucht. Eine Frauengruppe ist im Haus entstanden, die verschiedene Projekte ins Leben ruft: zuletzt wurde ein Rezeptbuch mit Speisen aus den Herkunftsländern der Bewohner herausgegeben. Ein Raum zum Musizieren entsteht gerade – die Sprache der Musik ist universell, bringt Menschen zusammen, therapiert.

Und schnell wird allen klar: Es gibt viel zu tun in der Flüchtlingsarbeit. Ohne ehrenamtliche Helfer wäre es gar nicht möglich, all diese Arbeit zu leisten. Zudem ist das Haus dringend auf Sachspenden, vor allem Küchenutensilien angewiesen, um Neuankömmlingen das Nötigste bieten zu können.

Was hat die Schüler am meisten beeindruckt?

Die Sauberkeit im Heim. Die Ruhe. Die Freundlichkeit der Bewohner, die man während der Begehung getroffen hat. Dass man sie auf der Straße kaum von Deutschen mit ausländischen Wurzeln unterscheiden würde. Die Tatsache, dass die meisten Flüchtlinge gebildete Menschen sind, die am liebsten direkt anfangen würden zu arbeiten, was sie jedoch erst nach vier Jahren dürfen. Dass sie so schnell wie möglich Deutsch lernen möchten, jedoch die teureren Deutschkurse nicht bezahlen können. Ihren Mut, mit der Familie den Fluchtversuch zu starten. Die unermüdliche und engagierte Arbeit der Sozialarbeiter bei der Unterstützung der Flüchtlinge im Alltag.

„Ich hatte Vorurteile, die nicht berechtigt waren“ hat im Nachhinein eine Schülerin gesagt. Viele schwiegen. Betroffen.

| von B. Bolwin

 

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Die Erftengel

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Entstehung der Erftengel:

Vor 7 Jahren bei Praktikumsbesuchen ihrer Schüler und Schülerinnen hatte Christina Reuter eine Idee, die sie mit ihrer Kollegin Renate Maase weiter entwickelte: Sie richteten einen ständigen Besuchsdienst der Schüler für alte Menschen ein. Der Kooperationspartner, das Heinrich Grüber Haus, war schnell gefunden und die ersten Erftengel schwärmten aus.

Wer sind die Erftengel?

Erftengel, das sind Jugendliche der Klassen 8-10, die einen Nachmittag pro Woche 1-1,5h ein halbes Jahr lang alte Menschen im Heinrich Grüber Altenheim in Neuss Weckhoven besuchen. Gedacht ist es vor allem für Jungen und Mädchen, die später in sozialen Bereichen, Kindergärten, Krankenhäusern und in Arztpraxen arbeiten möchten.
Wie werden die Schüler vorbereitet?

Die Erftengel erhalten eine Einführung von Frau Arndt, der Verantwortlichen vom Sozialen Dienst des Altenheims. Frau Arndt lädt die Erftengel immer zu drei vorbereitenden Treffen im Heinrich Grüber Haus ein, so dass die Schüler nach und nach mit dem Heim, seinen Bewohnern und dem alt sein vertraut gemacht werden.

Das erste Treffen:

Bei dem ersten Treffen bringen die Schüler einen Steckbrief und ein Namensschild mit. So kann Frau Arndt und später auch die Bewohner auf den Stationen nachlesen, welche Hobbies die Erftengel haben, und können noch einmal sehen, wie die Kinder aussehen. Die Schüler erzählen bei ihrem ersten Besuch von ihren Erfahrungen mit alten Menschen, sie berichten von ihren Erwartungen an ihre Aufenthalte im Heinrich Grüber Haus und besichtigen das Altenheim. Meistens schließt sich auch eine Fotorunde an, damit sie ihren Steckbriefen Bilder hinzufügen können und damit wir ein Gruppenfoto für die Schule aber auch für den Grüber Kurier, die hauseigene Zeitung des Altenheims, machen können.

Der zweite Besuch:

Bei dem zweiten Besuch erfahren die Schüler was es heißt, alt zu sein. Sie dürfen einen Angleranzug anziehen, eine schmutzige Brille, Ohrenstöpsel, Handschuhe und bekommen Gewichte an Arme und Beine. So ausgestattet laufen sie ein wenig herum, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie es ist, alt zu sein und nicht mehr so fit wie jetzt. Die Kinder fahren ein Kind mit dem Rollstuhl durch die Gegend, machen so ihren Rollstuhlführerschein – es könnte ja sein, dass sie eine behinderte Bewohnerin/Bewohner zugeteilt bekommen- und erfahren auch wie es ist, die Welt aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Dieses Treffen ist auch immer sehr beeindruckend, da man es sich schwer vorstellen kann, nicht mehr so aktiv und beweglich zu sein wie jetzt.

Der dritte Aufenthalt im Heinrich Grüber Haus

Bei dem dritten Treffen zeigt Frau Arndt den Schülern einen Film zum Thema „Demenz“. Da es viele Demenzkranke Patienten im Heinrich Grüber Haus gibt, ist es wichtig, dass die Kinder wissen, was Demenz ist und wie sie dementen Menschen begegnen können. Da die Schüler das meist nicht aus ihrer eigenen Erfahrung kennen, da ihre Großeltern oft noch zu jung sind, ist es sehr beeindruckend. Im Zusammenhang mit dem Film wird die Demenzabteilung besucht. Begleitet werden sie bei diesen von Frau Arndt liebevoll geplanten Vorbereitungstreffen, bei denen es immer Getränke und Plätzchen, frisch gebackene Croissant oder Ähnliches gibt, von Frau Reuter.

Die Arbeit kann beginnen:

ErftengelIm Anschluss an diese Vorbereitung sucht Frau Arndt Bewohner aus, die wenig Besuch bekommen, sich über Besuch freuen und die noch fit genug sind, um Besuch zu empfangen. Die Schüler besuchen ihren Bewohner/ihre Bewohnerin zu zweit, spielen, erzählen, lesen vor oder gehen mit ihrem Bewohner/ihrer Bewohnerin spazieren. Es kommt auch vor, dass Hilfe benötigt wird bei den sportlichen Angeboten oder beim Bingospielen, auch da können die Erftengel mitmachen. Sie erfahren Unterstützung bei den Schwestern auf der Station, aber auch bei Frau Arndt bei der sie bei jedem Besuch ihr Namensschild abholen und später auch wieder abgeben.

Anerkennung für die Erftengel:

Als Anerkennung für ihre im Altenheim verbrachte Zeit erhalten die Erftengel ein Zertifikat des Altenheims und eine Bemerkung auf dem Zeugnis, dass sie an der Erftengel AG teilgenommen haben. Frau Arndt legt für jeden Erftengel immer noch eine kleine Überraschung zu dem Zertifikat dazu. Ein ehemaliger Erftengel macht jetzt gerade ihre Ausbildung zur Altenpflegerin im Heinrich Grüber Haus und es haben sich schon einige Praktikumsstellen für ehemalige Erftengel ergeben.

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Der Schulsanitätsdienst

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Was tun eigentlich Schulsanitäter, kurz Schulsanis? Sie unterstützen ihre Lehrer(innen) bei Maßnahmen der Ersten Hilfe im Schulalltag, bei Schul- und Sportfesten und Wandertagen. Außerdem dokumentieren sie Schulunfälle und helfen bei der Verwaltung des Schulsanitätsmaterials. Vielen gelingt es nach kurzer Zeit schon, sehr selbstständig zu arbeiten und sich zu organisieren. Die Erfahrung, anderen helfen zu können, gibt Selbstvertrauen und Mut.

Im Rahmen des Sanitätsdienstes kann kostenlos die Teilnahmebescheinigung der Ausbildung in Erster Hilfe erworben werden. Ein längerer Einsatz als Schulsanitäter(in) wird bei uns mit einem ausführlichen Zeugnis bescheinigt, damit künftige Arbeitgeber(innen) oder weiterführende Schulen über Zuverlässigkeit und Engagement informiert werden.

Seit dem Schuljahr 2006/ 2007 gibt es den Schulsanitätsdienst der Gesamtschule An der Erft.

Image descriptionRalf Kimmel, unser ehemaliger Schulleiter, wünschte sich solch einen Dienst schon sehr lange. Mit großer Überzeugungskraft und tatkräftiger Hilfe von Susanne Hans, unserer ehemaligen Abteilungsleiterin, wurde das Vorhaben dann in die Tat umgesetzt: Martin Rörig, einer unserer Sozialarbeiter (bis 2009), und ich fuhren gemeinsam zur Fortbildung des Jugendrotkreuz (JRK) und richteten anschließend die erste Schulsanitäts-Arbeitsgemeinschaft ein. Als Unterrichtsraum wurde uns der Tagungsraum in der neu gebauten Turnhalle angeboten. Später sorgte unser neuer Schulleiter Willi Breuer dafür, dass dort auch abschließbare Schränke für das Übungsmaterial, wie z. B. Verbandsmaterialien, eingerichtet wurden.

Bereits 2008 wurde Martin Rörig leider für andere wichtige Aufgaben in Anspruch genommen und ich führte den Sanitätsdienst dann alleine. Allerdings hatte ich immer Unterstützung: Ursula Schneider (damals JRK-Kreisleitung) besorgte anfangs Materialien und gestaltete einige „Tage der offenen Tür“ mit. Seit Andrea Pfeffer unsere zuständige JRK-Schulkooordinatorin ist, versorgt sie uns mit allem Notwendigen und sorgt für den Austausch zwischen Schulsanitätsdiensten im Kreis. 2008 organisierte sie einen Neusser Schulsanitätswettbewerb, bei dem Schü-ler(innen) unserer Schule den 3. Platz belegten.

Image descriptionDen größten Einsatz allerdings zeigen unsere Schul-sanitäter(innen): sie bleiben meist drei Jahre lang dem Dienst treu, bleiben freiwillig nachmittags länger in der Schule und versehen zuverlässig und engagiert die oben beschriebenen Aufgaben. Ich war wirklich traurig, als ich mich letztes Jahr von einigen „alten Mitarbeitern“ verabschieden musste.

Viele Schüler(innen) bleiben auch in der Oberstufe dem Schulsanitätsdienst verbunden, selbst wenn sie nicht mehr die Zeit haben, die AG zu besuchen, wie Randi Blömertz und Marco Buttler, mittlerweile Mitglied der JRK-Kreisleitung.

Eine internationale Studie zeigt: Wo die Hilfe für den anderen einen hohen Stellenwert hat, da fühlen sich die Menschen insgesamt besser. Wir hoffen mit unserer Schulsanitäts-AG zur Verbesserung des Schulklimas beizutragen. Die Stimmung in der Schulsanitätsgruppe ist jedenfalls schon mal ausgezeichnet!